Manfred Hönig - Kunstmaler
Manfred Hönig - Kunstmaler
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Verleihung des Ansbacher Kunstpreises am 31.10.2018 in der Karlshalle zu Ansbach Laudatio für Manfred Hönig, 3. Preis von Barbara Leicht M.A.

Kaum ein Künstler zeigt seit langen Jahren seine Werke so konstant auf hohem Niveau auf den maßgeblichen Kunstschauen in der Metropolregion Nürnberg und hat darüber hinaus national wie international unter anderem in Karlsruhe, Frankfurt, Paris, London, Glasgow und vielen Städten mehr seine Gemälde präsentiert.

Unermüdlich sowie stets mit intensivem Ausdruck und Inhalt hat er sein Werk profiliert und eine authentische künstlerische Handschrift entwickelt.

Für diesen Kunstpreis hat er sich mit den zwei Werken „Boneyard“ und „Diner Apokalypse“ beworben, die beide im Kunsthaus Reitbahn 3 zu sehen sind. Die Rede ist von Manfred Hönig, einem der wohl bekanntesten Maler des Realismus aus unserer Region.

Der 1961 in Stuttgart geborene, heute im ehemaligen Kloster Birkenfeld bei Neustadt/Aisch lebende und arbeitende Künstler hat sich in verschiedenen Studiengängen von Physik über Philosophie bis Psychologie und Kunstgeschichte orientiert und sich Grundlagen eines breiten Wissens verschafft, um dann letztendlich doch seiner eigentlichen Berufung nachzugehen und Maler zu werden, was er nun seit über 30 Jahren freischaffend zu tun vermag.

In der Ödnis der amerikanischen Wüsten oder am Rande einstiger industrieller Zentren schlummern Ruinen so mancher Errungenschaften des 20. Jahrhunderts, die einst der zeitgenössischen Gesellschaft, ihrem Konsum, ihrer Mobilität und ihrem Wohlstand dienten und nun die Vergänglichkeit des Fortschritts besiegeln, der sich heute selbst davonzulaufen scheint.

Manfred Hönig sondiert künstlerisch nach dem, was war und was letztlich bleibt. Seine Gemälde transportieren Relikte der Industriegesellschaft.

Verrostet, verrottet und verlassen zeigen sich auf seinen Werken Industriebrachen, Autowracks oder wie auf „Boneyard“, ein knochenweiß von der Sonne ausgeblichener, von Wind und Wetter gegerbter Kadaver einer Lockheed Hercules vor endlosem Himmel mit dramatischen Wolken auf einem Flugzeugfriedhof.

Eine gespenstische Situation, die gut bezeichnet, worum es Hönig geht:

Die postindustriellen Landschaften sind Kern seines Schaffens und in seinen Gemälden kulminiert die jüngste, wohl zerstörerischste Epoche der Menschheitsgeschichte.

Die Werke beschreiben neben dem permanenten Wandel, der unseren Wohlstand erhalten soll, auch die von uns hingenommene Verwandlung und Verbringung von nicht mehr benötigten Dingen.

Ein pars pro toto der Endlichkeit, ein Motiv der Vanitas, in dem der Künstler versucht Vergänglichem eine Schönheit zu verleihen, was ihm hochgradig gelingt.

Ausgesetzte, einsame, menschenleere Landschaften mit meist tiefliegender Horizontlinie und einer grandiosen Weite, deren Perspektive durch Wolkenbänder und in die Unendlichkeit verlaufende Straßen extrem gesteigert wird.

Irgendwo im Nichts findet der ermüdete Reisende eine Raststätte. Es lockt ihn das Schild „Easy Rest Inn“, einfache Einkehr. „Diner Apokalypse“, das zweite Werk Hönigs in der Ausstellung, zeigt aber eher die Anmutung einer Geisterstadt in unwirtlicher Gegend.

Einst ein zeitgemäßes Highway-Restaurant, ist dessen Modernität der Schnelllebigkeit unserer Zeit gewichen.

Der Künstler ist ob seiner hohen Akkuratesse in der Wiedergabe der Stimmung von Atmosphäre, Licht und Schatten, von Komposition und Details in der Mitte der Trias von Realismus, Fotorealismus und Hyperrealismus zu finden. Ganz genau zuordnen lässt er sich nicht, was kein Schaden ist, denn die Mischung aus der Darstellung der Wirklichkeit, der kritischen Sichtweise auf unsere Gesellschaft und dem Wunsch auch der Vergänglichkeit etwas Schönes abgewinnen zu wollen, steht im Zentrum seines gesamten Oeuvres.

Der malerische Aspekt kommt in Hönigs Gemälden nicht zu kurz und sein subtiler Duktus verleiht den Werken glaubhafte Stofflichkeit, die er ebenso durch die naturalistische Palette der Öl- und Acrylfarben erreicht.

Trotz oder gerade eben wegen jener Weite und Tiefenwirkung erhalten die Bilder bei längerer Betrachtung eine enorme inhaltliche Dichte und ziehen unsere Aufmerksamkeit magisch an. Hönig regt an wahrzunehmen und nachzudenken über unsere Epoche, das Hier und Jetzt und Heute.

Für sein stringentes Schaffen, seine künstlerische Haltung und sein überzeugendes Können, das er über Jahre hinweg bewiesen hat, erhält der Maler Manfred Hönig den dritten Ansbacher Kunstpreis 2018.

Laudatio, Ausstellung Heidenheim, mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Behr

Text: © Jürgen Behr, anlässlich Einzelausstellung im Klosterforum Heidenheim, 2016

 

 

Laudatio für Manfred Hönig

 

Lassen Sie mich meine Einführung mit einem Zitat und einer Anekdote beginnen. Zunächst das Zitat: Oscar Wilde hat gesagt, dass „der Künstler der Schöpfer schöner Dinge ist“, Kunst soll nicht nur, sie muss ästhetisieren, soll Natürliches an Vollkommenheit übertreffen.

Soweit der irische Schriftsteller.

Jetzt dazu die passende Anekdote:

Vom griechischen Maler Zeuxis aus dem 5. vorchristlichem Jahrhundert wird berichtet, dass er auf einem Wandbild Weintrauben so realistisch gemalt habe, dass Vögel angeflogen sind und versucht haben, sie anzupicken. Als sein Kollege Parrhasios davon erfuhr, behauptete er, er könne das noch viel besser und zeigte Zeuxis ein mit einem Schleier verhängtes Stillleben mit Früchten. Als Zeuxis den Schleier zur Seite schieben wollte, musste er feststellen, dass der nur gemalt war.

Beides, Zitat und Anekdote, passen haargenau zu der heutigen Vernissage, mit der das Klosterforum einen Künstler vorstellen darf, der so gar nicht in den gängigen Kunstbetrieb zu passen scheint. Einen Künstler, der viel Zeit und Arbeit in seine Werke steckt, um das Ästhetische dieser Welt einzufangen, uns eine besondere Art des Sehens lehrt und in uns ein großes Staunen hervorruft.

Dieses Staunen erfasste mich, als ich auf der Suche nach einem Künstler für eine Ausstellung in Heidenheim war. Ich habe mich einfach damals im Internet umgesehen und viele Websites von Künstler aufgerufen. Bei der Seite von Manfred Hönig dachte ich nur, wow, das ist es. Trotz des auf dem Bildschirm kleinen Formats haben mich seine Bilder sofort angesprochen und berührt. Umgehend habe ich mich bemüht, Herrn Hönig für eine Ausstellung in Heidenheim zu gewinnen. Ich hoffe, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass mir das auch gelungen ist.

Eine der schönsten Erklärungen für das, was Kunst ist und ausmacht sagt: Kunst ist ein schöpferischer Akt, bei dem das Lebensgefühl eines Menschen zum Ausdruck gebracht wird. Deshalb versuche ich bei jeder Vernissage zunächst einmal Ihnen den Menschen näher zu bringen, dessen Werke wir heute ausstellen. Auf diese Weise bekommen Sie ein wenig Insiderwissen und können eher nachvollziehen, was den Künstler bei seiner Arbeit bewegt.

Zur Vorbereitung dieser Ausstellungseröffnung habe ich zunächst die im Internet veröffentlichte Kurzbiografie von Manfred Hönig gelesen: Studium der Physik, Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte! Mir fiel spontan Goethes Faust ein, der in seinem Monolog im Studierzimmer erklärt, er habe nun, ach, Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert. Bei Faust war es sicherlich der erste Versuch, noch ohne Magie, zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Ich glaube, bei Manfred Hönig war es auch ein Suchen, ein Suchen nach den Antriebskräften unseres Lebens, bis, ja bis er wieder zur Kunst fand, eigentlich müsste ich sagen: zurückfand, um dann mit den Mitteln der Kunst die Welt zu entdecken und zu beschreiben.

Manfred Hönig wurde 1961 in Stuttgart geboren. Als er vier Jahre alt war zogen seine Eltern nach Nürnberg, hier ging er zur Schule und legte im Jahre 1980 am Pirckheimer-Gymnasium sein Abitur ab. Nach dem Abitur erfolgte die Suche nach dem richtigen Studium. (Ich habe die Suche gerade angerissen.) Manfred Hönig belegt Vorlesungen an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen in den eben genannten Disziplinen. Aber keines der Fächer kann ihn wirklich fesseln, sie helfen nicht, seine Suche nach dem Warum zu beenden. Und so wendet er sich wieder einer Passion zu, die er früher – eigentlich schon als kleiner Schulbub – als Hobby betrieben hat: der Malerei. Er beginnt seine Talente weiterzuentwickeln und erkennt, dass das künstlerische Schaffen wohl seine Berufung ist. Er geht zu verschiedenen Kunstmalern in die Ausbildung, besucht als Gasthörer die Akademie der Bildenden Künste und arbeitet ab 1984 als freischaffender Künstler. Autodidaktisch bildet er sich auf prägenden Studienreisen in die Vereinigten Staaten von Amerika, nach Marokko, Mexico, Guatemala, Nepal, Indien, Australien, um nur einige zu nennen, weiter.

Seine Art zu malen hat Erfolg, gegen den Trend malt er in einer “ultrarealistischen Ausführung”. Dadurch werden seine Bilder unverwechselbar. Es ist sein Alleinstellungsmerkmal, er gibt den Bildern jene Ästhetik, die Oscar Wilde – wie am Anfang zitiert – verlangt hat. Allerdings, auch das ist ein Erkennungszeichen für die Werke von Manfred Hönig, fügt er fast allen Bildern auch Elemente hinzu, die das Vergängliche des Moments, die Endlichkeit alles Erschaffenen ausdrücken.

Eigentlich greift er damit Prinzipien der klassischen Malerei, besonders der Stillleben des 17. Jahrhunderts, auf. In diesen Bildern des Barock war fast immer ein sogenanntes „Vanitas-Motiv“ enthalten: ein Totenschädel, ein Stundenglas oder bei Blumensträußen auch Blumen, die schon verwelkt - und damit vergangen - waren. Diese Motive wurden im Barock durch jeden Betrachter genau als Sinnbild unserer Vergänglichkeit, als memento mori, erkannt. Auch die verrosteten Kotflügel eines gemalten Autos von Manfred Hönig sind ein Synonym dafür, wie vergänglich alle Schönheit des Lebens ist.

Seine Bilder halten scheinbar das Gesehene wie eine innere Kamera fest und wirken auf den ersten Blick wie eine Fotografie. Auch die Oberflächen mancher Bilder sind so glattgespachtelt, dass man meint, es sei Fotopapier. Aber an der Tiefenwirkung erkennt man bei genauer Betrachtung, dass es sich um ein Gemälde handelt. Und bei manchen Bildern erahnt man auch das Konstruierte, denn Manfred Hönig malt nicht genau das, was er gesehen hat, er malt das Gesehene so, dass daraus eine gewisse Ästhetik oder eine dramatische Stimmung und der Trend zum Vergehen erkennbar sind. Er will ja nicht nur Erlebtes abbilden, er will uns etwas mitteilen. Häufig muss er deshalb das eigentliche Motiv verändern, vielleicht den Himmel dramatisieren, einen Weg verlegen oder Teile und Elemente aus anderen Szenen hinzufügen.

Seine Malweise zeitigt in der Kunstszene Erfolge, er unterrichtet Maltechniken ab 1987 an der Volkshochschule und auch im privaten Atelier und wird für einen Künstlerfarbenhersteller ab 1997 als Dozent engagiert.

Im Jahr 2000 bezieht Manfred Hönig sein neues Atelier im ehemaligen Zisterzienserkloster Birkenfeld bei Neustadt/Aisch, in dem er nicht nur arbeitet, sondern auch Malkurse veranstaltet und mit seiner Lebensgefährtin und seiner Tochter lebt.

Er schreibt seit 2001 Bücher über Maltechniken und Motivauswahl für den Englisch-Verlag, seit 2011 veröffentlicht er verschiedene Bücher über Maltechnik im Toppverlag. Inzwischen umfasst die Reihe, einschließlich derer, die im Eigenverlag entstanden sind, 12 Bände, natürlich liegt auch hier sein Schwerpunkt auf dem Realismus.

Manfred Hönig hat seine Bilder in zahlreichen Ausstellungen präsentiert oder an Gruppenausstellungen teilgenommen, sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Die Liste der Ausstellungsorte umfasst mehrere Seiten, deshalb zähle ich nur exemplarisch einige auf: Metz, Erlangen, Mexico City, Nancy, Luxembourg, Fürth, Nürnberg, Paris, New York und natürlich Heidenheim, wobei gleich morgen - parallel zu Heidenheim - eine Gemeinschaftsausstellung mit Werken von Manfred Hönig in Hilpoltstein eröffnet wird. Natürlich gibt es auch viele Preise, Auszeichnungen und Medaillen, z. B. die Goldmedaillen der Städte Metz und Nancy, die Silbermedaille der Stadt Vittel oder den 1. Preis im Airbrush-Wettbewerb „Europas Meister der Spritzpistole“.

Seitdem die moderne Malerei ihre eigene Formensprache gefunden hat und in immer abstrakteren Ausprägungen präsentiert wird, haben auch einige Akteure unsere protestlose Betrachtung genutzt, um uns mit einem Klumpen Fett, einer aufgeschlitzten Leinwand oder einem Bilderrahmen ohne Bild zu zeigen, wozu Kunst wirklich im Stande ist. Wenn dann ein Künstler wieder das Wagnis eingeht, die Schönheiten der uns umgebenden Welt in ihren nachvollziehbaren Farben und Formen zu malen, setzt er sich damit auch der Kontrolle selbst des ungeübten Betrachters aus. Sogar den alten Meistern der bildenden Kunst werden heute noch Nachlässigkeiten und Fehler angekreidet. Denken Sie an Raffaels „Madonna mit den Nelken“, bei dem das Jesuskind zwei unterschiedlich große Füße hat oder an Tischbeins „Goethe in der Campagna“, auf der Goethe mit zwei linken Füßen dargestellt ist.

Auch bei Manfred Hönig kann jeder Betrachter das Gemalte mit der Wirklichkeit vergleichen und wenn ein alter, verrosteter Opel nicht wie ein alter, verrosteter Opel aussieht, dann erscheint ein Werk vordergründig als nicht gelungen.

Doch die Gefahr besteht bei Manfred Hönig nicht. Mit sicherem Auge und ebenso sicherer Hand überträgt er Gesehenes und Empfundenes auf die Leinwand oder auf das Papier und schafft damit einen bleibenden Eindruck seiner Vorstellung für uns alle. Natürlich schöpfen wir durch unsere Betrachtung seine Bilder wieder neu oder zumindest um. Unsere künstlerische Freiheit besteht ja darin, dass wir eventuell ganz andere Nuancen in Hönigs Bilder entdecken als der Künstler selbst.

Themen  

Diejenigen von Ihnen, die schon vor der Eröffnung einen schnellen Rundgang durch die Ausstellungsräume gemacht oder nur einen Blick auf die im Zugang zum Kapellenraum aufgehängten Bilder geworfen haben, werden schon Schwerpunkte der von Manfred Hönig gewählten Themen erkannt haben.

Der Künstler schreibt selbst, dass das zentrale Element in seinem Werk der stete Prozess von Veränderung, Wandel und Vergänglichkeit ist. Besonders augenfällig wird dieser Veränderungsprozess an verlassenen Autowracks sichtbar. Sie sind Zeichen einer vergangenen Zeit, eines vergangenen Traums von unbegrenzten Möglichkeiten und von der ehemals grenzenlosen Freiheit unserer Bewegung.

Auch die Wüsten als Landschaft stellen einen Schwerpunk in den Werken von Manfred Hönig dar. Die Wüste ist Ausdruck der Umwandlung unserer Zivilisation durch den Menschen. Der Mensch verwüstet seine Welt und hinterlässt dabei seine vergehenden Spuren.

In seinen Stillleben überlässt Manfred Hönig nichts dem Zufall. Sorgfältig arrangiert er die Gegenstände, aus denen er sein Bildkomposition erstellt, aber doch so, dass man keine Komposition erkennt. Mit seinem Arrangement versucht er, dem Betrachter eine Geschichte zu erzählen und eine Botschaft zu übermitteln.

Es ist ein besonderes Verdienst von Manfred Hönig, dass es ihm gelingt, in allem Flüchtigen, zum Beispiel in der Verwüstung der Natur oder im Chaos des Vergänglichen, dennoch die Ästhetik des Augenblicks einzufangen, dass er, um wieder mit Oscar Wilde zu sprechen, „Schöpfer schöner Dinge ist“ und uns mit seinen Bildern anspricht, damit wir uns an angenehme Dinge der Vergangenheit erinnern dürfen.

Maltechnik

Manfred Hönig nutzt und probiert alle in der Malerei gängigen Techniken, bis hin zum teilweise verpönten Airbrush. Er wählt seine Technik nach dem Effekt, den er mit seinem Bild, mit den Oberflächen der dargestellten Materialien erreichen will und seine Erfahrung sagt ihm, welche Technik die ästhetischsten Effekte hervorruft. Manfred Hönig kombiniert auch manche Techniken, z.B. Acryl- mit Aquarellfarben, oder Öl mit Acryl. Das setzt natürlich voraus, dass er die kombinierten Techniken perfekt beherrscht und weiß, welche besonderen Effekte man durch die Kombination bestimmter Techniken erreichen und wie man Schwächen einer Technik durch die Stärken der anderen überdecken kann.

Musterbild

Lassen Sie mich das, was ich eben allgemein und abstrakt erklärt habe, an einem Bild von Manfred Hönig erläutern und verdeutlichen. Sie kennen das Bild schon von unserem Einladungs-Flyer. Es ist das Bild von einer alten Schamott-Fabrik, die von Manfred Hönig irgendwo im Ostblock gefunden wurde. Der Vordergrund des Bildes zeigt die Zufahrt zur Fabrik, eine alte Lehmpiste, die fast ein Drittel des Bildes einnimmt. Der Weg ist nicht einmal gepflastert oder asphaltiert. Er ist übersät mit Steinen und kleinen Ästen, die der Wind hierher geweht hat. Keine Fuß- oder Wagenspur ist in den Steinen abgezeichnet: hier ist schon seit einer halben Ewigkeit niemand mehr gewesen.

Teilweise erobern schon Büsche und Gräser ihr altes Terrain zurück. Am linken Bildrand steht die Karosserie eines schweren Reisewagens, der deutlich Spuren jahrelangen Verfalls aufweist. Kofferraumdeckel, Räder und Türen fehlen, der rechte vordere Kotflügel ist nur noch ein rostiges Stück Stahl. Der Bildkomposition nach steht dieses Auto fast so lange hier, wie die Gebäude im Mittelteil des Bildes nicht mehr genutzt werden. An den Produktionshallen sind überall Spuren des Verfalls zu erkennen, die nur deshalb nicht so stark hervortreten, weil das Sonnenlicht von der linken Seite in das Bild fällt und die sichtbaren Hauptflächen der alten Fabrik im Halbdunkel liegen. Offensichtlich wird hier schon viele Jahre nichts mehr produziert: Alle Scheiben in den Fensterhöhlen sind zerbrochen, aus dem Flachdach der linken Halle wachsen schon kleine Weiden oder Birken und selbst die Mauern der Gebäude weisen schon Spuren der Zerstörung, Elemente der Vergänglichkeit, auf. Das obere Drittel des Bildes gehört allein dem Himmel, dessen dramatische Wolkengebilde gerade im rechten oberen Teil nichts Gutes künden.

Manfred Hönig erzählt uns mit diesem Bild die Geschichte vom Vergehen und wieder Entstehen. Die Natur erobert sich das Gelände der Fabrik wieder zurück. Selbst das robuste Auto, man fragt sich unwillkürlich, warum es so und nicht genau anders herum dort links neben dem Weg vor der kleinen Mauer steht, wird in ein paar Jahren zerfallen sein. Dann bleibt als einzig beständiges Element nur noch der Himmel in seiner Unbeständigkeit, alles andere ist dem Wandel, ist der Vergänglichkeit unterworfen. Und dennoch erfüllt dieses Bild, weshalb ich es auch an diese exponierte Stelle im Flyer platziert und Ihnen besonders vorgestellt habe, das von Oscar Wilde geforderte Streben nach Schönheit.
 

 

 

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